Arbeit 194 Wutig

Nr. 194 / Wutig / 36×48 cm / 2025 / Acryl und Ölpastell auf Acrylpapier mit Leinenstruktur. #Freistellerei

Du stehst jetzt vor meiner Arbeit Wutig. Vielleicht erkennst du ihn – diesen zornigen Schatten eines einst liebenswerten Charakters. Ja, es ist Donald Duck. Aber etwas ist geschehen. Etwas hat ihn verwandelt.

Die Wut hat ihn übermannt, entstellt, verzerrt. Sie hat das Kindliche, das Tollpatschige, das Gute in ihm verschluckt.

Ich habe diese Arbeit geschaffen, weil ich selber weiß, wie sehr Wut uns verändern kann. Wie sie uns manchmal überrollt wie ein Sturm – auf uns selbst, auf andere, auf die Welt. Ich habe sie oft gespürt, diese Wut. Und vielleicht kennst auch du sie.

Doch ich glaube fest daran: Wut darf niemals unsere Identität bestimmen. Sie ist ein Gefühl, nicht unser Wesen.

In dieser Arbeit habe ich bewusst mit starken Kontrasten gearbeitet. Die schwarze Kontur ist hart, fast gewalttätig. Sie trennt, grenzt ab, verzerrt das Bild. Sie steht für den Moment, in dem wir uns selbst nicht mehr erkennen. Für die innere Trennung von dem, was wir sind – oder sein wollen.

Doch schau genauer hin: Unter der rohen Energie liegt Farbe. Da ist ein vibrierendes Orange – das bin ich. Es steht für kreative Kraft, für Lebendigkeit. Auch wenn sie unter der Wut verborgen ist, bleibt sie da. Und das Grün, versteckt am Rand, zart und beinahe übersehen – das ist die Hoffnung. Die Zuversicht, dass wir uns wiederfinden können. Dass wir nicht verloren gehen müssen in der Hitze eines Gefühls.

Wie gehen wir also um mit unserer Wut? Nicht, indem wir sie verdrängen. Sondern indem wir sie anschauen, anerkennen – und weitergehen. Nicht als Gefangene unserer Impulse, sondern als Gestalter unserer Reaktion. Wut darf ein Antrieb sein, aber kein Gesicht.

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