219 – Zwei Welten

Diese Arbeit trägt den Titel „Zwei Welten“. Wenn du sie betrachtest, begegnet dir zuerst die Silhouette einer schönen Libelle, die sich an einer dunklen Bruchkante festhält.

Dieses sehr fragile Insekt ist in meiner Arbeit mehr als nur das Tier, es ist ein umfassendes Sinnbild für Transformation. Eine Libelle verbringt den ersten Teil ihres Lebens quasi unsichtbar unter Wasser, verborgen und begrenzt. Erst durch den Schmerz der Häutung wechselt sie eines Tages in die Welt der Luft und wird zu jenem leuchtenden Wesen, das uns seit jeher so fasziniert. Genau diesen Moment, kurz nach der Verwandlung halte ich in dieser Arbeit fest.

Die Flügel, durchzogen von filigranen Linien, tragen das Leuchten von Orange und Grün in sich. Orange ist für mich die kreative Schaffensenergie und die pure Lebendigkeit, Grün die Hoffnung und die Zuversicht das das Beste erst noch kommt. Wenn du genau hinsiehst, spürst du, dass diese beiden Farben nicht zufällig nebeneinander stehen, sondern in ihrem Zusammenklang meine eigene Präsenz im Bild markieren. Es ist mein inneres Bekenntnis, in dieser Arbeit mit meiner eigenen Transformation sichtbar zu werden.

Doch jede Transformation fordert auch einen hohen Tribut. Die roten Akzente, die sich sowohl in den Flügeln der Libelle als auch entlang des dunklen Stammes zeigen, sind die Spuren des Schmerzes, der unausweichlich war, um den Übergang von der einen Welt in die andere zu vollziehen. Diese Arbeit spricht von dem Preis, den Veränderung und Transformation fordert, und von der Klarheit, Kraft, Schönheit und Perspektive, die dennoch daraus hervorgeht.

Der Hintergrund, in seinem dichten Weiß macht spürbar, dass jede Wandlung aus einer Tiefe erwächst, die wir in unserem Leben oft nicht erkennen. Dieses Weiß ist die Leinwand des Lebens und des Möglichen, das Feld, in dem das Neue Gestalt annehmen kann.

Wo hältst du dich noch fest, wo spürst du Schmerz, und wo könnte schon der zarte Schimmer einer Verwandlung sichtbar werden?