
Nr. 202 / Me inside me – Rückschau 2025 / 36×48 cm / 2025 / Acryl und Ölpastell auf Acrylpapier mit Leinenstruktur. #Freistellerei
Du blickst auf eine Arbeit, die tief in mein Innerstes und meine Vergangenheit führt. Me inside me – Rückschau 2025 ist nicht einfach ein Bild. Es ist eine Interpretation des Originals, zugleich eine Rückblende, ein Spiegel, ein ehrliches Protokoll. Es ist meine farbige Auseinandersetzung mit den Jahren um 1983 – den Jahren, in dem ich erstmals diesen großen inneren Riss spürte.
Die drei violetten Felder, die das Gesicht durchziehen, stehen wie Linien eines unsichtbaren Käfigs: Sie markieren Worte, die ich sprach, obwohl ich sie nicht meinte. Sie stehen für Blicke, die ich immer auf andere richtete. Und für Gedanken, die durch mich hindurchzogen, ohne dass ich sie je zu mir machte. Violett – diese Mischung aus Rot und Blau – ist für mich hier die Farbe des Fremdbestimmten. Schön vielleicht. Aber kühl. Und fern.
Zwischen diesen Flächen tanzen kleine Punkte in Orange und Grün – wie winzige Leuchtzeichen meiner wahren Identität. Damals waren sie kaum sichtbar. Doch sie waren da. Orange steht für die kreative Energie, die ich tief in mir trug, selbst wenn ich sie noch nicht leben konnte. Grün ist die Hoffnung, die Zuversicht, dass irgendwann ein Ich entstehen darf, das ganz mir gehört. Gemeinsam bilden sie eine Signatur – meine Signatur – und machen mich in dieser Arbeit sichtbar.
Die Linienführung bleibt roh, fast skizzenhaft. Nichts ist weichgezeichnet. Die Figur wirkt fragmentiert, beinahe seziert – eine Hommage an die zerrissene Selbstwahrnehmung jener Zeit.
Und doch liegt über allem ein weißer Schleier. Der Hintergrund wirkt wie ein aufgerautes Gedächtnis: durchscheinend, gebrochen, aber noch immer voller Stimme. Weiß als Erinnerung, die sich nicht aufdrängt – aber nicht vergessen ist.
Diese Arbeit ist Rückblick und Experiment zugleich. Ein künstlerischer Beweis, über mich selber zu denken, ohne Reue, ohne Schwere, sondern mit Stolz und Liebe – einfach so.