
Nr. 203 / Dualität / 48×36 cm / 2025 / Acryl auf Acrylpapier mit Leinenstruktur. #Freistellerei
Du stehst vor meiner Arbeit „Dualität“ – einer Silhouette, einem Baum, der sich dem Wind beugt und dennoch nicht bricht. Vielleicht erkennst du in diesem Baum auch etwas von dir. Seine Wurzeln halten ihn fest, seine Krone ist gezeichnet vom ewigen Kampf mit den Elementen. Und doch steht er. Immer noch.
Diese Arbeit spricht von der Koexistenz zweier Kräfte in uns: Stärke und Schwäche. Nicht als Gegensätze, sondern als Geschwister – untrennbar verbunden.
Wir Menschen wollen so oft nur stark sein. Doch was bedeutet das? Ich habe gelernt, dass wahre Stärke nicht im Widerstand liegt, sondern in der Akzeptanz des Gebeugten. In der Anerkennung der eigenen Verletzlichkeit.
Die Linien, die ich gesetzt habe – kantig, aber lebendig – fassen die äußere Form. Doch die Energie kommt aus dem Inneren: aus der Farbe, aus dem Untergrund, der sich nicht bändigen lässt.
Orange durchzieht den Stamm – für mich ein Symbol kreativer Energie, eine Kraft, die dich aufrichtet, wenn alles gegen dich zu sein scheint. Grün bahnt sich wie ein zarter Impuls den Weg – Hoffnung, die leise und doch beharrlich ist. Gemeinsam stehen sie für mich – meine Identität, mein inneres Spannungsfeld, das ich dir hier offenbare.
Und dann ist da der Hintergrund – ein Weiß, das nicht leer ist. Es trägt Spuren, Schichten, Bewegungen und steht auch für den Sturm des Lebens. Als wäre das Leben selbst dort hindurchgeflossen. Es ist keine glatte Fläche, sondern ein Resonanzraum für alles, was nicht gesagt wurde. Vielleicht siehst du es: das Ringen, das Aufgeben, das Weitergehen. Der Hintergrund ist die Bühne, auf der unsere Dualität lebt.
Ich lade dich ein, diese Arbeit nicht als Darstellung eines äußeren Baumes zu sehen – sondern als Spiegel deines eigenen inneren Standpunktes. Wo beugst du dich? Wo stehst du aufrecht? Und: Kannst du beides zugleich sein?
Denn genau darum geht es hier: um das Recht auf Dualität. Um die Schönheit eines Lebens, das sich nicht entscheiden muss zwischen stark oder schwach – weil es in beidem wahrhaftig ist.