
Nr. 206 / Unwetter im Kopf / 65×50 cm / 2025 / Acryl und Ölpastell auf Acrylpapier mit Leinenstruktur. #Freistellerei
Du stehst vor dieser Arbeit – und vielleicht fühlst du sie, bevor du sie wirklich verstehst. So wie man ein heranziehendes Gewitter spürt: drückend, aufgeladen, suchend.
„Unwetter im Kopf“ ist ein malerischer Zustand. Ein Ausdruck des inneren Vielsogs, wenn Gedanken rasen, Entscheidungen ausbleiben und das Gefühl herrscht, den eigenen Kompass verloren zu haben. Und doch: etwas in dir geht weiter.
Im Zentrum dieser Arbeit liegt ein dynamischer, beinahe eruptiver Farbwirbel – wie eine synaptische Explosion, die sich zwischen Zweifel und Drang nach Klarheit bewegt.
Das Orange pulsiert. Es ist da, auch wenn alles tobt. Es steht für meine kreative Lebendigkeit, die sich nicht vertreiben lässt – nicht einmal vom Sturm im Innersten. Das Grün – seltener, aber spürbar – blitzt hervor wie Hoffnung, die sich durch die Risse der Verwirrung drängt. Beide Farben zusammen bilden meine Signatur in dieser Arbeit: Ich bin da. Ich bin das Chaos – und gleichzeitig seine Überwindung.
Die schwarzen Linien – roh, skizzenhaft, kantig – wirken wie hastige Gedankenstriche, wie mentale Stolperdrähte. Sie schneiden durch das Farbfeld, reißen es auf, setzen Widerstände. Und doch: Sie geben der Arbeit Struktur. Sie sind das Zeichen, dass ich mich dem inneren Lärm nicht entziehe – sondern ihn kartiere, bildlich fixiere.
Und dann ist da noch der Hintergrund: das Weiß. Nicht glatt. Nicht rein. Sondern überlagert, gerieben, verschmiert. Wie ein Gedächtnis, das zu viel auf einmal halten will. Und doch – dieses Weiß trägt alles. Es ist der Malgrund wie der mentale Grundzustand: verletzlich, offen, unausweichlich.
Diese Arbeit ist kein Lösungsversuch. Sie ist ein Sichtbarmachen. Ein Bekenntnis. Ein Innehalten. Vielleicht erkennst du dich in ihr wieder – in der Ahnung, dass etwas nicht stimmt. Und vielleicht erkennst du auch: dass der nächste Schritt nie Klarheit braucht, sondern nur den Mut, ihn trotzdem zu gehen.