Nr. 208 / Was ich dir noch sagen wollte / 48×36 cm / 2025 / Acryl auf Acrylpapier mit Leinenstruktur. #Freistellerei
Du siehst in dieser Arbeit fliegende Briefe – groß, kleiner, immer kleiner – wie Erinnerungen, die sich in die Ferne verflüchtigen. Und doch fliegen sie nicht davon, sondern auf dich zu. Oder von dir weg? Diese Ambivalenz ist gewollt. Sie spiegelt das Dilemma zwischen Senden und Ankommen. Zwischen dem, was gesagt wurde, und dem, was ungesagt blieb.
Jeder Brief in dieser Arbeit steht für einen Moment, in dem Worte nicht gesprochen wurden, aber hätten gesprochen werden sollen. Für ein Gefühl, das zu lange unterdrückt wurde. Für ein Geständnis, das im Innern kreist.
Man weiß nie, wann ein letztes Gespräch wirklich das letzte war. Und doch: Die Briefe fliegen – trotz Ungewissheit, trotz Risiko. Sie sind ein Akt des inneren Friedens.
Der untere Bereich der Arbeit wirkt wie ein leiser Strom, ein farbiger Ozean aus Orange und Grün – meine persönliche Signatur. Hier manifestieren sich kreative Energie und lebendige Hoffnung.
Es ist mein Weg im Bild. Vielleicht auch dein Weg. Diese Fläche öffnet sich nach rechts zu einer Art Sonne, einer Hoffnung, auf der die Briefe zufliegen – ein Portal zwischen den Welten des Sagbaren und des Unausgesprochenen.
Die Umschläge selbst sind von einer Textur durchzogen, die an gelebte Zeit erinnert: überlagerte Farbflächen, schraffierte Spuren, feine Richtungswechsel. Jede Linie könnte ein Gedanke sein, der irgendwo zwischen Herz und Hand gefiltert wurde. Ihre Hüllen sind geschlossen – denn die Inhalte bleiben privat. Aber ihr Flug ist öffentlich. Vielleicht erreicht dich einer. Vielleicht hast du selbst einen losgeschickt.
Und dann ist da dieser weiße Hintergrund – nicht leer, sondern durchlässig. Als würdest du durch Nebel schauen, durch Erinnerung, durch das, was nicht mehr ganz greifbar ist. Das Weiß wirkt wie eine Bühne der Stille, auf der sich alles abspielt – und auf der du eingeladen bist, deine eigene Geschichte weiterzuschreiben.
