
Nr. 210 / Der friedvolle Denker / 36×48 cm / 2025 / Acryl auf Acrylpapier mit Leinenstruktur. #Freistellerei
Du kennst vielleicht die berühmte Zeichnung von Franz Kafka – diesen gebückten Schattenmenschen, der auf einem Stuhl zusammensinkt wie ein letzter Gedanke vor dem Verstummen. Genau dieser Figur habe ich in meiner Arbeit neues Leben eingehaucht – nicht durch Worte, sondern durch Farbe.
Ich lade dich ein, hinzusehen: Was geschieht, wenn die Schwärze zu leuchten beginnt? Wenn Orange wie ein stiller Sonnenaufgang durch die Konturen fließt und Grün sich wie Hoffnung in die Zwischenräume legt?
Die Figur bleibt dieselbe. Und doch ist sie eine andere.
Wo zuvor Resignation war, tritt nun Reflexion.
Wo die Kontur einst Last war, ist sie jetzt Haltung.
Du blickst auf einen Menschen, der denkt – nicht mehr gegen sich, sondern mit sich.
Die Linien der Originalzeichnung habe ich wie ein Echo erhalten – als Form, als Geste, als Respekt. Doch was sich verändert hat, ist das Licht, das in sie fällt. Du siehst Gelb – warm, hell, fast heiter – und darunter Schichten aus verwischtem Weiß, die den Hintergrund nicht verdecken, sondern atmen lassen. Dieses Weiß bleibt spürbar. Es ist das Schweigen unter dem Denken. Es ist Raum.
Und ich bin auch da – ganz still. In den Orangetönen, die wie kreative Funken durch den Körper ziehen. In den grünen Strichen, die sich wie leise Hoffnung um Knie und Schultern schmiegen. Als Künstler bin ich nicht nur der, der malt – ich bin in dieser Arbeit anwesend, als Impuls, als Energie, als Spur.
Diese Arbeit ist ein Versuch, mit Kafka zu sprechen – aber nicht über Dunkelheit, sondern über Wandlung. Sie fragt: Was, wenn der Denker nicht mehr an seiner Existenz verzweifelt, sondern sie betrachtet?
Was, wenn Denken kein Schmerz, sondern ein innerer Friede sein kann?
Vielleicht ist genau das der Unterschied, den Farbe macht. Sie ändert nicht die Form – aber sie verändert die Wahrnehmung des Wesens – und genau darum geht es mir.