
Nr. 214 Diptychon / Failed in Venice / 2 mal 36×48 cm / 2025 / Acryl auf Acrylpapier mit Leinenstruktur. #Freistellerei
Mit dem Betrachten dieser Arbeit trittst du in einen Raum des unbegreiflichen Kontrasts – ein Diptychon, das zwei Realitäten zeigt und doch eine einzige, bittere Wahrheit erzählt.
Der Titel Failed in Venice trägt das volle Gewicht eines Urteils in sich: das Wegschauen und Scheitern der Menschheit in all ihrer vermeintlichen Größe und Menschlichkeit.
Auf der linken Seite siehst du die Silhouette eines Mannes, der sinnbildlich für Macht, Reichtum, Dekadenz und das grenzenlose Streben nach Besitz steht. Eine Figur, die den Überfluss verkörpert, eine Gestalt, die fast erhaben wirkt – und doch in ihrer Starrheit kalt bleibt.
Rechts dagegen das Kind: barfuß, verletzlich, hungernd mit einem leeren Teller in den Händen. Es bittet nicht laut, es klagt nicht – und gerade in dieser stillen Geste liegt die erschütternde Kraft.
Die orangenen Schichten in beiden Bildern pulsieren wie das Leben. Sie sind Ausdruck von Energie und Lebendigkeit, die in der Welt überall vorhanden wäre, wenn wir sie nur teilen würden.
Dort, wo das Grün hervortritt, bricht Hoffnung durch – leise, fragil, aber nicht zu übersehen. Doch Grün und Orange zusammen sind für mich mehr als Farbe, sie sind mein eigenes Auftauchen in dieser Arbeit: ein Bekenntnis, dass auch ich Teil dieser widersprüchlichen Welt bin, die gleichzeitig misshandelt und giert.
Der Hintergrund, nur von schwachem Weiß überdeckt, bleibt spürbar wie ein atmender Raum hinter der Szene. Dieses Weiß ist kein Nichts, es steht für uns als die schweigende Masse – es trägt die Gestalten, hält die Komposition, und erinnert daran, dass wir uns nie vollständig von dem befreien können, was wir ausblenden wollen.
Vielleicht siehst du in dieser Arbeit einen Anklageakt gegen die Habgier und das kollektive Wegschauen. Vielleicht liest du aber auch meine eigene Selbstkritik darin: die Frage, ob ich nicht längst gescheitert bin, weil ich den falschen Vorbildern nachgelaufen bin – glänzenden Illusionen von Erfolg, während das Wesentliche unbeachtet blieb.