
Nr. 220 / Abstand der Jahre / 48×36 cm / 2025 / Acryl auf Acrylpapier mit Leinenstruktur. #Freistellerei
Wenn du diese Arbeit ansiehst, wirst du zuerst den starken Kontrast wahrnehmen. Links die schwarze Figur, klar konturiert, fast wie ein Schatten, der in die Vergangenheit blickt. Diese Figur bin ich heute, mit der Erfahrung und Distanz der Jahre.
Sie trägt die Last der Erinnerung auf dem Rücken, und doch liegt in ihr auch die bewusste Entscheidung, zurückzuschauen, um zu verstehen.
Die Gruppe rechts hingegen erscheint in Konturen nur angedeutet, ihre Körper sind durchzogen von Blau, Rot und den vibrierenden Linien, die ein unruhiges, dynamisches Inneres offenbaren.
Sie repräsentieren meine Clique, jene Menschen, die damals älter waren, erfahrener, sicherer wirkten. Ganz rechts siehst du die Figur, die ich damals war. Eingereiht, aber nicht wirklich gleichwertig. Ich war dabei und doch etwas abseits, getragen von den dominanten Strömungen anderer, ohne meine eigenen Farben voll zu leben.
Wenn du genauer hinschaust, wirst du in dieser Figur kleine Partien von Orange und Grün entdecken. Orange, die kreative, künstlerische Energie und Lebendigkeit, die in mir schlummerte, und Grün, die Hoffnung und Zuversicht, die ich oft nicht wagte nach außen zu tragen.
Gemeinsam stehen diese Farben für mich als Person. Sie sind wie ein leiser Puls, der zeigt, dass ich immer da war, auch wenn ich mich damals den Regeln und Konventionen der Älteren untergeordnet habe.
Der Hintergrund ist keineswegs leer. Unter den Schichten von Weiß schimmert eine verborgene Welt hervor. Es ist, als würdest du durch einen Schleier blicken, hinter dem die Zeit ihre Spuren gelegt hat. Dieses Weiß wirkt wie ein distanzierender Schleier, und doch lässt es das Dahinterliegende ahnen.
Es erzählt von den Jahren, die sich dazwischengelegt haben, und von der Tatsache, dass Erinnerungen nie ganz verschwinden, sondern sich verwandeln.
Diese Arbeit lädt ein, vielleicht über eigenen Abstände der Jahre nachzudenken. Über das, was von der Vergangenheit trennt und zugleich mit ihr verbindet. Sie ist ein Spiegel dafür, wie wir uns selbst in der Rückschau neu erkennen und vielleicht zum ersten Mal unsere eigenen Farben wirklich sehen.