Arbeit 05 Me inside me

Nr. 05 / Me inside me / Kohle auf Papier / 1983

 

In den frühen Achtzigern fing alles an, eine seltsame Zeit. Irgendetwas nagte an mir, doch ich fand keine Worte dafür. Es war kein klar definiertes Leiden, eher eine bleierne Schwere, die mich gefangen hielt und oft jede Kraft raubte.

Ein Gesicht – mehr als nur ein Abbild. Ich wollte zeigen, was in mir vorgeht. Der Kopf füllt fast den ganzen Raum, trotzdem wirkt er nicht isoliert. In der Schädelhöhle entdeckst du mich, versunken und verloren. Ich kauer zusammen, das Gesicht in den Händen, überwältigt von dieser allumfassenden Leere.

Die Striche sind kantig, geradezu ungestüm – so sollte es sein. Es ging darum, diese damalige Beklemmung zu zeigen, dieses Gefühl von Ungewissheit, diesen Schatten. Achte mal: Der Blick der äußeren Gestalt wirkt schon fast aufgegeben, wohingegen die innere Figur das ganze Leid mit sich herumschleppt.

Manchmal unterhalte ich mich mit mir selbst. Oben will vorwärts, unten brüllt es, doch niemand hört zu.

Die Eins im Kunstkurs war schön, doch wichtiger war, dass dieses Bild einfach ich selbst war. Zum allerersten Mal in meinem Leben hatte ich meine Gedanken sichtbar gemacht, obwohl ich gar nicht wusste, welche das waren. So fing ich an, diese bleierne Last auszudrücken.

 


Manchmal fühlt man sich einfach festgefahren, ohne Grund. Aber weißt du was? Dieses Werk zeigt nicht bloß Schattenseiten; es beweist Mut. Das Eingeständnis des Problems ist schon die halbe Miete.

Diese Arbeit entstand in den 80er Jahren, in einer Zeit, in der ich etwas fühlte, das ich nicht benennen konnte. Ich wusste damals nicht, dass es Depressionen waren – für mich war es einfach ein dumpfes, lähmendes Gefühl, ein Gewicht, das mich von innen heraus zu erdrücken schien.

Was du hier siehst, ist ein Porträt, aber kein einfaches Abbild. Es ist der Versuch, meine innere Welt nach außen zu kehren. Der große Kopf dominiert das Bild, und doch ist er nicht allein. Schau genau hin: In der Höhle des Schädels sitzt eine weitere Figur – ich, gefangen in mir selbst. Sie ist zusammengesunken, den Kopf in den Händen vergraben, überfordert von der Leere, die gleichzeitig alles durchdringt.

Die Linien sind schroff, fast hastig, aber genau das war meine Absicht. Ich wollte die Unruhe, die Unsicherheit und die Dunkelheit einfangen, die mich damals begleiteten. Vielleicht fällt dir auf, wie die Augen des äußeren Gesichts fast resigniert wirken, während die innere Figur die Verzweiflung trägt.

Es ist ein Dialog zwischen den beiden Ebenen meiner Existenz – der Oberfläche, die versucht, weiterzumachen, und der Tiefe, die schreit und dennoch ungehört bleibt.

Dieses Bild erhielt die Note 1 im Kunstunterricht, aber mehr als das war es für mich ein Ausdruck meiner inneren Wahrheit. Es war das erste Mal, dass ich dem, was in mir vorgeht, eine Form gegeben habe – ohne zu wissen, was ich eigentlich ausdrücke. Es war mein erster Schritt, die unerklärliche Schwere zu begreifen.

Vielleicht kennst du das Gefühl, in dir selbst gefangen zu sein, ohne zu wissen, warum. Lass dir gesagt sein: Dieses Bild ist nicht nur ein Zeugnis der Dunkelheit, sondern auch ein Zeichen von Stärke. Denn der erste Schritt aus der Enge ist, sie sichtbar zu machen.

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