Mit meiner Werkreihe „Freisteller“ versuche ich eine eigenständige Bildsprache zu entwickeln, die Malerei und Bildhauerei auf unkonventionelle Weise miteinander verbindet. Der Begriff „Freistellerei“, den ich selbst erdacht habe, beschreibt einen mehrstufigen Schaffensprozess, der sowohl dem Zufall als auch der eigenen Reflexion Raum gibt.
Am Anfang steht stets eine rein abstrakte Arbeit – kraftvoll, spontan, getrieben von Emotion. Diese erste Phase ist ein direkter Ausdruck meiner inneren Verfassung: mal freudvoll vibrierend, mal melancholisch aufgeladen, mal depressiv. In diesen vielschichtigen Farbräumen – roh, intensiv und unkontrolliert – liegt der Ursprung des späteren Motivs. Erst nach einer oft unbestimmten Reifezeit (durchaus Tage oder auch Wochen) beginne ich mit der zweiten Phase: der Suche nach Form, Bedeutung und Identität innerhalb dieser Farbwelten.
Ich arbeite nicht mit Meißel und Hammer, sondern mit Weiß. Durch gezieltes Übermalen beginne ich, das eigentlich Wesentliche aus dem Chaos zu lösen – ganz so, wie ein Bildhauer überflüssiges Material entfernt, um eine Skulptur freizulegen -eine malerische Entsprechung zur subtraktiven Skulptur.
Das Ergebnis sind Motive, die sich nicht linear erzählen, sondern sich vielmehr wie aus dem Unterbewusstsein herausschälen – fragile Andeutungen von Erinnerung, Identität und inneren Wandlungsprozessen.
Diese Technik des „Freistellens“ verbindet das Emotionale der abstrakten Malerei mit der konzeptuellen Tiefe skulpturalen Denkens. Es ist ein Dialog zwischen Intuition und Kontrolle, zwischen Impuls und Bedeutung.
Meine Methode erinnert vielleicht auch an Verfahren des abstrakten Expressionismus, während die inhaltliche Tiefe und die konzeptuelle Anlage etwa an Positionen der Arte Povera denken lassen.
Inhaltlich kreisen die Arbeiten um existentielle Themen: Wer bin ich? Was prägt mich? Was liegt unter der Oberfläche? Was habe ich erkannt und gelernt? Was ist das Leben? Die Motive, die sich aus dem Hintergrund lösen, wirken wie innere Landschaften – Projektionsflächen für Ängste, Träume, Sehnsüchte und Erkenntnisse. Dabei wird der Betrachter nicht belehrt, sondern eingeladen, eigene Resonanzräume zu entdecken.
Ein wiederkehrendes Element ist der bewusste Einsatz von zwei bestimmten Farben. Orange steht für kreative Energie, Schaffenskraft und Lebendigkeit, Grün für Hoffnung und Zuversicht – beides Farben, die nicht nur emotional aufgeladen sind, sondern, in der Kombination, auch mich als Künstler konkret symbolisieren und in meinen Arbeiten positionieren. Kontrastreiche Flächen und klare, teils schwarze Linien schaffen zusätzlich Spannung und verweisen auf Übergänge, Grenzen oder Brüche.
So wird jede Arbeit zu einem individuellen Spiegelmoment – für mich wie für den Betrachter. Die Arbeiten fordern ein langsames Sehen, ein Hinspüren. Erst wenn der Betrachter bereit ist, genauer hinzusehen, entfalten sie ihre ganze Tiefe.
Weitere Gedanken zur Idee des „Freistellens“ findest du auf der Seite „Denken über Freistellen“. Dort öffne ich den konzeptionellen Raum – über das Künstlerische hinaus – hin zur Frage, was es bedeutet, sich selbst freizustellen und dem eigenen Leben eine klare Form zu geben.
Feste Elemente dieser Arbeiten in der Übersicht:
- Es sind immer Momente meines Lebens, die ich durchlebt habe.
- Meine Arbeiten sollen den Betrachter inspirieren und auch Mut machen sich selbst zu entdecken.
- Es gibt immer eine erste abstrakte Arbeitsphase, bei der der Hintergrund entsteht.
- Es gibt immer eine zweite gegenständliche Arbeitsphase, bei der das eigentliche Motiv entsteht.
- In der gegenständlichen Arbeitsphase wird das Motiv durch gezieltes Abdecken (freistellen) mit Weiß herausgearbeitet.
- Es kommen immer die Farben Grün und Orange vor, die zum einen für mich selber stehen, als auch in den Bildern emotionelle Aspekte des Motiv unterstreichen sollen.
- Es gibt immer deutliche schwarze Linien, mit denen ich spiele um etwas zu verdeutlichen, oder aber um Aspekte wie Grenzen und Übergänge aufzuzeigen.
- Meine Arbeiten werden in einem randlosen Acrylglassandwich gerahmt, welches das Konzept des Freistellers noch zusätzlich unterstreicht und final abrundet. Das Acrylglassandwich lässt den Eindruck entstehen, das die Arbeit frei und erhaben im Raum schwebt.
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